Bernhard Preuss vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zeigt einen Zwiespalt auf: Auf der einen Seite kann das blau-weiß rautierte Schild an den betreffenden Gebäuden als Zielscheibe interpretiert werden, die es Kriegstreibern besondern einfach macht, im Sinne der psychologischen Kriegsführung die Bevölkerung zu terrorisieren. Auf der anderen Seite fungiert das Schutzzeichen auch als Warnhinweis: Es repräsentiert den besonderen Schutz des humanitären Völkerrechts aufgrund der besonderen historischen und kulturträchtigen Bedeutung eines Ortes.
Torsten Warnecke, Landrat des Kreises Hersfeld-Rotenburg, weiß den Wert der Haager Konvention zu schätzen: „Kulturgüter sind Identität, das Gedächtnis unseres Landkreises. Daher erachte ich es als äußert wichtig, diese auch als solche zu kennzeichnen“. Er merkt aber auch an, dass die Auszeichnung eher einen symbolischen Charakter hat: „Inwiefern die Kennzeichnungen jedoch die Zerstörung unserer kulturellen Güter im Kriegsfall verhindern, das wage ich zu bezweifeln“.
Die Mikwe, das ehemalige jüdische Ritualbad und heutige jüdische Museum in Rotenburg wurde im Jahr 2009 zum geschützten Kulturgut ausgezeichnet. In 2016 folgte die Burg Herzberg. Sie wurde 1298 erstmals urkundlich erwähnt und ist die größte Höhenburg in Hessen. Von dort ließ sich die alte Handelsstraße zwischen Frankfurt und Thüringen überwachen und schützen. „Das Schutzzeichen ist eine gute Möglichkeit, um auf die Burg aufmerksam zu machen. Man muss alles versuchen, um den Schutz der Burg zu gewährleisten“, bewertet Burgherr Jürgen Freiherr von Dörnberg die Bedeutung der Kennzeichnung.
Dr. Heinrich Nuhn vom Jüdischen Museum in der ehemaligen Mikwe ist stolz auf das blau-weiße Schutzzeichen: „Das war für uns eine herausgehobene Auszeichnung“, sagt er. Ob das Schild in Falle eines Angriffs tatsächlich schützt, sei nicht klar, es könne keine Kriegsverbrechen aufhalten oder verhindern, meint Nuhn. (Laura Hellwig)