Ein wichtiger Termin und viel Historie

In der wöchentlichen Kolumne schreibt Mario Reymond über ein fragwürdiges Abendessen von Bürgermeister Fehling und das Stadtarchiv bekommt unverhofft Post aus Amerika.
Bad Hersfeld - Die Bank des Magistrats war während der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt und Klima am Mittwochabend plötzlich verwaist. Ohnehin waren zu Beginn der Sitzung in der Stadthalle nur Marc Eidam (FWG) und Bürgermeister Thomas Fehling als dessen Vertreter anwesend. Ausschussvorsitzender Thomas Bös stellte daher gegen 19.30 Uhr die Handlungsunfähigkeit des Ausschusses fest und ließ die Sitzung abbrechen, obwohl die Tagesordnung noch nicht zur Gänze abgearbeitet war.
Bürgermeister Fehling hatte vor Beginn der Sitzung den Ausschussvorsitzenden darauf hingewiesen, dass er wegen eines Anschlusstermins um 19 Uhr die Sitzung vorzeitig verlassen müsse. „Wenn sich der Bürgermeister in dieser Form bei mir entschuldigt, gehe ich davon aus, dass er einen dringenden dienstlichen Termin wahrzunehmen hat“, so Bös auf Nachfrage.
Wie uns aus gut unterrichteten Kreisen berichtet wurde, fand dieses wichtige Treffen ab 19 Uhr in einer Bad Hersfelder Lokalität statt. Teilnehmer waren der Bürgermeister, seine Gattin und der große Vierbeiner der Familie – Sir Henry.
Nicht, dass ich dem Bürgermeister sein Abendessen nicht gönnen würde. Dieses jedoch als Grund für das Verlassen einer städtischen Sitzung anzuführen, geht dann allerdings ein wenig zu weit.
Erst recht, wenn der Ausschuss daraufhin nicht mehr tätig sein kann. Aber wie heißt es so schön: Alles hat seine Zeit.
Post aus Amerika nach Bad Hersfeld
Und noch einmal der Bürgermeister. Thomas Fehling hat jetzt Post aus Amerika erhalten. Absender Professor Dr. Kai Krienke von der University of New York. Der ist ein Nachfahre des Autors Gerhard Uhde, dessen Schriften im Stadtarchiv verwahrt werden.
Professor Krienke lobt in seinem Schreiben zwar die freundliche Betreuung durch die (nach Kassel wechselnde) Archivarin Dr. Judith Roth und die gute Aufbewahrung und Verschlagwortung durch Hans Heenes, bemerkte aber auch, dass die wertvollen Zeitdokumente nicht die „Behandlung erfahren, die sie in einer Stadt von der Größe und historischen Bedeutung von Bad Hersfeld verdienten“, schreibt der amerikanische Professor in dem Brief an den Bürgermeister.
Wer also noch einen Beweis brauchte, dass beim Archiv endlich etwas passieren muss, hat diesen nun aus professoral-berufenem Munde erhalten.
Denkmal in Bad Hersfeld sorgt für Uneinigkeit
Viel Wind um ein gestrandetes Schiff hat es abermals in der Bad Hersfelder Stadtpolitik gegeben. Bereits Ende Mai hatten sich die Stadtverordneten mit der rund 20 000 Euro teuren Versetzung des Kunstwerks vom Markt an einen anderen Standort beschäftigt. Mit dem Resultat, erst einmal weitere Informationen seitens der Stadtverwaltung erhalten zu wollen.
Jetzt wurde dieses Thema vergangenen Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss wieder aufgegriffen. Mit dem Ergebnis, dass es vorerst doch nicht an einen anderen Ort, den es auch noch gar nicht gibt, gespült wird. Etwaigen Bauvorhaben stünde es aus Sicht der Ausschussmitglieder aktuell auch nicht im Wege. Sollten die beiden Schandflecke in unmittelbarer Nachbarschaft einst angegangen werden, könnte das Kunstwerk immer noch „weitersegeln“.
Das im Mai ebenfalls ins Feld geführte Interesse zweier Gastronomen an einer größeren Außenfläche hat es offensichtlich nie gegeben. Stadtplaner Johannes van Horrick blickte darauf angesprochen jedenfalls wortlos in die Runde. Er hätte es persönlich gerne gesehen, dieses Kunstwerk in Absprache mit dem bereits betagten Künstler jetzt an einen anderen Ort umheben zu lassen. In ein paar Jahren müsste die Stadt eine solche Entscheidung dann wohl alleine treffen. (Mario Reymond)