Deutsch lernen im Alltag gehört zur Integration dazu

Seit 20 Jahren leistet der Verein Interkulturelles Zentrum (IkuZ) wichtige Integrationsarbeit in Bad Hersfeld.
Bad Hersfeld - Die Räume in der Burggasse sind Anlaufstelle für Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, die neu in der Stadt sind, die Rat und Hilfe oder auch einfach nur Kontakt suchen. Diese Arbeit unterstützt die Hersfelder Zeitung nun mit einer Spende aus der Aktion Advent. Die Corona-Pandemie hat auch die ehrenamtliche Arbeit des IkuZ getroffen. Monatelang musste das Zentrum in der Burggasse geschlossen bleiben und auch jetzt sind größere Veranstaltungen, wie sie sonst regelmäßig stattgefunden haben, nicht möglich. Michael Langhorst und Aysegül Tas-Dogan vermissen vor allem die interkulturellen Abende, bei denen jeweils ein Land mit seiner Kultur, seinen Bräuchen und seiner Entwicklung im Vordergrund stand oder aber auch Themen wie Geburt, Hochzeit oder Tod quer durch verschiedene Kulturen beleuchtet wurden.

Derzeit ist vor allem der Begegnungsraum geöffnet – immer samstags von 15 bis 18 Uhr. Hier kommen Menschen zusammen, um miteinander deutsch zu sprechen, um gemeinsam zu spielen, aber auch um Rat zu suchen. Ganz wesentlich ist den IkuZ-Mitgliedern dabei die deutsche Sprache. „Anfangs haben wir auch Sprachkurse angeboten, aber das haben dann andere besser gemacht“, erzählt Michael Landhorst. Jetzt geht es vor allem um den Alltagsgebrauch der deutschen Sprache, „learning by doing“ sozusagen.
Ohne Sprachkenntnisse, davon ist Aysegül Tas-Dogan überzeugt, kann es nicht gelingen, in einem fremden Land und einer fremden Kultur anzukommen. Sie zeigt ein Jenga-Spiel, bei dem es darum geht, Holzklötzchen aus einem Turm zu entfernen, ohne dass dieser einstürzt. Auf den Klötzchen stehen Fragen, die während des Spiels beantwortet werden müssen. So wird spielerisch deutsch geübt, erzählt sie.
Langhorst und Tas-Dogan sehen das IkuZ aber auch als gesellschaftliches und demokratisches Übungsfeld. „Wir wollen den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Jeder soll sich frei artikulieren und seine Ressourcen einbringen können.“ Das geht nicht immer konfliktfrei, zum Beispiel wenn Menschen türkischer und kurdischer Herkunft, Russen und Ukrainer aufeinandertreffen.
Im IkuZ gelten klare Regeln für den Umgang miteinander, der immer fair und respektvoll sein muss. „Man kann nicht immer nur Rücksicht nehmen und auf die Kultur der anderen eingehen. Wir erwarten auch, dass unsere Kultur und unsere Werte ernst genommen werden“, sagt Langhorst. Das Geld aus der Aktion Advent soll dazu dienen, die Arbeit im Begegnungsraum fortzuführen und auch einige kaputte Einrichtungsgegenstände zu ersetzen. Wenn dann weitere Öffnungen möglich sein, soll auch das Angebot des IkuZ wieder ausgeweitet werden, sagt Tas-Dogan. Neue Mitglieder und Unterstützer sind jederzeit willkommen.
Von Christine Zacharias