Buchcafé: Kulturausschuss berät über schwierige Lage des Trägervereins

Um das Buchcafé in Bad Hersfeld zu retten, beraten Stadt und Vorstand über mögliche Konzepte. Die Finanzen sind dabei kein Problem, es fehlt an Nachwuchs.
Bad Hersfeld – Die schwierige Lage des Buchcafés hat jetzt auch den städtischen Ausschuss für Bildung und Kultur beschäftigt. Wie berichtet droht dem 1979 gegründeten sozio-kulturellen Zentrum das Aus, weil der Trägerverein für Kultur- und Kommunikation den Vorstand nicht neu besetzen kann. Gründe dafür sind etwa die hohe Verantwortung, die persönliche Haftung, die zeitliche Belastung, sowie die Überalterung der Ehrenamtlichen.
„Bestürzt“ über die Lage des Buchcafé zeigte sich Ausschussvorsitzender Dr. Thomas Handke, schließlich sei das Buchcafé der „wichtigste Bestandteil der Ganzjahreskultur“ in Bad Hersfeld.

Mögliche Wege aus der Krise skizzierte die Geschäftsführerin des Vereins Mercedes Thiel und entwickelte dabei mehrere Szenarien, die vor allem auf eine stärkere Beteiligung der Stadt am Buchcafé abzielen. So könnte Bad Hersfeld beispielsweise Mitglied im Trägerverein werden, im Vorstand sitzen, und damit mehr Mitspracherecht erhalten. Denkbar sei auch, dass die Stadt das Domizil des Buchcafés Am Brink 11 als Mieter übernimmt und der Buchcafé-Verein im Auftrag der Stadt die dortige Kulturarbeit übernimmt. Die Stadt könnte die Räumlichkeiten dann als eine Art Bürgerbüro nutzen oder auch als Festspiel-Ort sowie für Veranstaltungen und Sitzungen.
Buchcafé in Bad Hersfeld ringt mit hoher persönlicher Verantwortung
Ein weiteres von Mercedes Thiel vorgestelltes Szenario sieht die Gründung eines neuen Fachbereichs „Kulturmanagement Bad Hersfeld“ vor, zudem das Buchcafé als eine Säule gehört. Denkbar seien auch andere Kooperationen wie etwa Unterstützung durch die Stadt beim Ticket-Verkauf oder bei der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir stoßen an unsere Grenzen, und es fehlt Personal, wir können die Räume gar nicht so nutzen, wie wir es wollen“, fasste Mercedes Thiel die gegenwärtige Lage zusammen.
„Die engagierte Generation stirbt aus, junge Leute kommen nicht nach.“ Hinzu komme die hohe persönliche Verantwortung der Vorstandsmitglieder, falls es zu finanziellen Problemen oder gar zu Unfällen mit Verletzten kommt. Dabei gebe es viele Nachfragen, die Räumlichkeiten zu nutzen. „Manchmal haben wir das Gefühl, eine Art Bürgerhaus zu sein.“
Finanzielle Lage des Buchcafés ist „zufriedenstellend“

Die finanzielle Lage des Buchcafés hingegen beschrieb Mercedes Thiel als durchaus zufriedenstellend. Dennoch bleibe jedes Jahr die Unwägbarkeit, ob die Zuschüsse von Stadt und Land auch wirklich kommen. „Im Unterschied zu dem meisten anderen Vereinen macht das Buchcafé nicht nur Angebote für seine Mitglieder, sondern für alle Bürger und Gäste der Stadt“, verdeutlichte sie.
In der nachfolgenden Diskussion im Kulturausschuss bezeichnete der SPD-Stadtverordnete Gerhard Finke, das Buchcafé als „Juwel der Stadt“ und schlug vor, möglichst rasch pragmatische Lösungen zu suchen, um Ressourcen gemeinsam mit der Stadt zu bündeln.
Unterschiedliche Einschätzungen zur persönlichen Haftung der Vorstandsmitglieder gab es zwischen Bürgermeister Thomas Fehling und Rolf Malachowski, weshalb Hans-Jürgen Schülbe ein juristisches Gutachten vorschlug, um die rechtliche Komponente zu klären. Der FWG-Stadtverordnete Michael Barth schlug die Gründung eines Fördervereins zur Absicherung vor. (Kai A. Struthoff)