Auftaktveranstaltung zu „Bad Hersfeld liest ein Buch 2022“

In diesem Jahr liest Bad Hersfeld das Buch „Heul doch nicht, du lebst ja noch“ von Kirsten Boie. Am Samstag wurde die Aktion eröffnet.
Bad Hersfeld – Die Literaturaktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“ ist mittlerweile eine feste Größe im kulturellen Angebot der Kreisstadt. Dementsprechend gut besucht war am Samstag die Auftaktveranstaltung zur 21. Auflage in der Stadtkirche. „Heul’ doch nicht, du lebst ja noch“ lautet der vielsagende Titel des diesjährigen Buchs. Der Roman von Jugendbuchpreisträgerin Kirsten Boie schildert das Schicksal dreier Jugendlicher im kriegszerstörten Hamburg kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Leider wieder ein hochaktuelles Thema, wie Dr. Thomas Handke von der Auswahl-Jury in seiner Begrüßung ausführte. Seit dem 24. Februar ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt, wieder müssen Menschen in Luftschutzkellern Schutz suchen, erleben Leid, Angst, Tod und Trauer.
Dass solche Erlebnisse die Menschen ein Leben lang begleiten, davon konnte Maren Poppe eindringlich berichten. Sie hat als Kind die Bombardierung Hamburgs erlebt, ihre früheste und prägende Kindheitserinnerung ist die Flucht aus der brennenden Stadt. Damals, als Dreijährige, konnte sie das Erlebte kaum begreifen, sie erinnert sich aber noch an die Angst, die sich von den Erwachsenen auf sie übertrug. Mit den Nachrichten vom Kriegsausbruch in der Ukraine ist diese Angst wieder zurückgekehrt, sagte sie.

Ganz unterschiedliche Erlebnisse bringen die drei Protagonisten des Romans zusammen: Jakob ist der Sohn einer deportierten Jüdin, der sich in den Trümmern versteckt hielt und das Kriegsende zunächst gar nicht mitbekommen hat. Für ihn ist die Niederlage Deutschlands eine Befreiung. Ganz anders bei Hermann, dem Sohn eines überzeugten Nazis, der nun seine bisherigen Überzeugungen infrage stellen muss. Die Bäckerstochter Traute wiederum ist mit den Erlebnissen der Kriegsflüchtlinge konfrontiert, die bei ihrer Familie einquartiert sind.
Dabei sind die jungen Menschen oft auf sich gestellt: Die Erwachsenen können ihnen nicht helfen, sie sind entweder fort oder ringen noch selbst mit dem Erlebten.
Die Auswahl der Vorleserinnen und Vorleser war zum Auftakt bunt gemischt: Von den Vertretern der Kriegsgeneration Maren Poppe und Holk Freytag über Schauspielerin Daniela Schönberg bis hin zu den beiden Schülerinnen Lara-Luisa Rühl und Marie Sorel. Für musikalische Begleitung sorgte Udo Diegel, unterstützt von Sebastian Rückert, Olaf Wild und Dirk Licht. (Philipp Ling)