Die Nähe zur Realität

kathus. Willi George ist lange im Geschäft. Manches riechen diese Fußball-Verrückten, bisweilen trifft ihre Voraussage gar zu. Vor dieser Serie sagte der Coach der Kickerinnen des SV Kathus, die sich nach ihrem Aufstieg in die Verbandsliga in ihrem zweiten Jahr befinden, nach den beiden ersten Spielen der Runde wisse das Team, wo es stehe. Das stimmt: Nach dem 1:4 (1:3) gegen TuS Großenenglis, der zweiten Heimniederlage am Stück, steht der SV Kathus noch ohne Punktgewinn da.
Aufregung oder Panik machen sich, wie vielleicht an anderen Orten, überhaupt nicht breit. Vielmehr ist Platz für Nähe zur Realität. „Großenenglis hat verdient gewonnen“, erkannte der Trainer die Leistung des Kontrahenten an. Der bot zwar kreativ nichts Besonderes, stellte aber ein waches, lauf- und kampfstarkes Gefüge, das gut miteinander arbeitete. Und in entscheidenden Situationen vortrefflich reagierte. Die ersten beiden Treffer resultierten aus Standardsituationen.
Einfach verschlafen
Bei der zeitigen Führung des Gastes köpfte Wanner einen Eckball schnellkräftig ein, beim 2:0 war niemand des Gastgebers in der Lage, vor der Ausführung eines Freistoßes nahe der Mittellinie den Ball zu blockieren. „Der Gegner war da einfach wesentlich schneller und cleverer als wir“, meinte George.
Zwar verkürzte sein Team umgehend, als Carola Göhrig eine Waldmann-Ecke verlängerte – Kathus aber hatte die erste Hälfte verschlafen. „Wir wollten mit ’ner anderen Marschroute auftreten, haben früh gepennt und uns selbst unter Zugzwang gesetzt“, fügte der Trainer an.
Der wechselte zur Pause zwar offensiv, brachte die ebenso wie Anna-Lena Montag stark erkältete Theresa Frölich ins Spiel und beorderte seine Tochter Christina von der Libera-Position ins Mittelfeld („mit ihr sind wir dort einfach präsenter“) – dies aber zahlte sich nicht aus. Chancen gab’s für Kathus noch, auch nachdem Katharina Roth in die Spitze wechselte, die gegnerische Keeperin Mündel aber deutete an, warum sie einst U16-Hessenauswahl-Spielerin war und an das Tor zur Nationalmannschaft klopfte.
Personelle Begleitung
Müßig zu erwähnen, dass den SV Kathus personelle Probleme begleiten zu Beginn der Runde. Neben Aileen Nuhn, die nach ihrer komplexen Knieverletzung noch ein halbes Jahr fehlt, standen Sophia Göhrig und diesmal Chris Malcomess nicht zur Verfügung. Die „aggressive Sturm-Variante“ in Person von Frölich und Montag saß zunächst auf der Bank, und Christina George musste eine Position einnehmen, die ihr und dem Team so recht nicht schmeckt.
Von Walter Kell