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Immer ein Brot im Koffer

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Die gebürtige Hersfelderin Rose Waldstein liebt es zu fliegen und die unendliche Weite und Schönheit Alaskas aus der Luft zu erkunden. Hier steht sie auf den Schwimmern eines Wasserflugzeugs. Foto: privat

Bad Hersfeld/Anchorage. Wenn Rose Waldstein von Alaska spricht, dann kommt sie ins Schwärmen: Die Weite und atemberaubende Schönheit der Landschaft, die Vielfalt der Natur, die Freundlichkeit und Lebensart der Menschen haben es ihr angetan. Seit 35 Jahren lebt die gebürtige Hersfelderin in Alaska und arbeitete dort viele Jahre als Buschpilotin.

Dass sie irgendwann einmal aus Deutschland weggehen würde, das wusste Rose Waldstein schon als Jugendliche. „Deutschland war mir zu klein und zu eng“, erinnert sie sich. Gelegenheit ergab sich dann, als die gelernte Steuerberaterin bei einer amerikanischen Firma beschäftigt war und dort Kollegen aus Alaska kennen lernte. Nach einem Besuch in Alaska war ihr klar: „Hier will ich leben.“

Ein Jahr später wanderte sie aus. In Anchorage, der Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates Alaska, war Rose Waldstein zunächst als Buchhalterin tätig. Doch sie hatte immer schon vom Fliegen geträumt. „Alaska ist das einzige Land, wo man noch richtig fliegen kann, ohne von Tower zu Tower weitergeleitet zu werden“, sagt Waldstein.

Mit Ehrgeiz, Können und Zuverlässigkeit machte sie sich einen guten Namen: „Den braucht man, um gute Jobs zu bekommen.“ Und die bekam sie. Rose Waldstein gab Flugunterricht, flog Urlauber in die Einsamkeit, brachte Menschen und Material zu Orten, wo es keine Straßen gibt.

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben jedoch die Bedingungen für professionelle Flieger verändert. „Die Versicherungen sind enorm nach oben gegangen. Da lohnt sich das Fliegen nicht mehr, wenn man nicht sehr viel fliegt“, erklärt sie.

Landung direkt am Strand

Jetzt fliegt Rose Waldstein vor allem zum Vergnügen. „Wir sind oft mit dem Wasserflugzeug unterwegs und landen mitten auf dem See. Einfach weg von der Stadt, die Natur sehen“, erzählt sie. Faszinierend findet sie es auch, mit dem Kleinflugzeug irgendwo an einem Strand zu landen. „Wenn man da so sitzt, sieht man auch die Tiere. Da ist man völlig weg vom Alltag.“ Tiere, das sind zum Beispiel Bären, Elche, Robben und viele andere mehr.

Golf auf der Beringsee spielen

Natur und Tiere wollen auch viele Urlauber sehen, die nach Alaska kommen. Wer das besondere Naturerlebnis sucht, weit ab von den ausgetretenen Pfaden, wer Einsamkeit erleben, in einer Hütte am See übernachten, Lachse mitten in der Wildnis fangen, mit dem Kanu den Yukon erkunden, Hundeschlitten fahren oder auf der zugefrorenen Beringsee zwischen Alaska und Russland Golf spielen will, der ist bei Rose Waldstein richtig. Denn inzwischen ist sie Reiseunternehmerin geworden. Nicht für große Touren, nein, Rose Waldstein ist mit maximal sechs Personen unterwegs. Dank ihrer vielfältigen Kontakte und ihrer guten Ortskenntnis aus der Zeit als Buschpilotin kann sie ihren Gästen Erlebnisse ermöglichen, die auf eigene Faust oder als Pauschaltourist nur schwer zu haben sind.

Jack London gelesen

„Viele Urlauber haben Jack London gelesen und wollen das erleben“, hat Waldstein festgestellt. Es macht ihr Freude, Träume wahr werden zu lassen und den Menschen die Faszination der Wildnis zu vermitteln. Und auch, dass das Leben in Alaska anders läuft. „Man muss hier bremsen, einen Gang runterschalten, auf Alaska-Zeit“, sagt sie. Und dass es wichtig ist, offen zu sein für andere Menschen. „Die Natur ist so rauh, dass ein Mensch für den anderen da sein muss. Hilfe geht immer vor. Nur so kann man überleben.“

Die Werbung für ihr eigenes Reise-Unternehmen „Euro Alaska Tours“ übernimmt Rose Waldstein selbst. Jeden Winter kommt sie nach Deutschland und besucht die Reisemessen. Sie setzt auf persönlichen Kontakt und direkte Ansprache.

Keine deutsche Bäckerei

Angenehmer Nebeneffekt: Dabei bleibt immer auch Zeit für Besuche in Bad Hersfeld. „Da lasse ich mich bei meiner Familie verwöhnen“, sagt Rose Waldstein und lacht. Und natürlich kauft sie ein. Brot, zum Beispiel. Das deutsche Brot vermisst sie am meisten. Obwohl etwa 4000 Deutsche in Anchorage leben, gibt es dort keine deutsche Bäckerei. „Da muss man schon bis nach Vancouver fliegen“, sagt Waldstein. Hin und wieder tut sie das und lädt dann ihr Flugzeug voll mit frisch Gebackenem, das sie zu Hause einfriert. Urlauber aus Deutschland sollten deshalb tunlichst Brot im Koffer haben.

Kontakt: info@euroalaskatours.com und www.euroalaskatours.com

Von Christine Zacharias

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